Dieses Bild zeigt Jesus als Herrn des Himmels, der auf die Erde zurückkommt und sein 1000-jähriges Friedensreich gründet (Offenbarung des Johannes 19,11ff und 20,1ff). Das Motiv war derzeit sehr beliebt.
Die ersten Siedler waren sich relativ sicher, dass diese Rückkehr Jesu bald geschehen würde. Die Zeichen der Zeit deuteten sie als vorhergesagte Ereignisse der Bibel: Die Hungerjahre, der Sommer ohne Sonne 1816 durch den Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr zuvor sowie die napoleonischen Kriege mit der vorangegangenen französischen Revolution wurden als Wehen der Endzeit verstanden.
In Napoleon Bonapartes Atheismus und Welteroberungsplänen meinten viele den Antichristen zu erkennen, den die Offenbarung des Johannes ankündigt.
Außerdem hatte der in Württemberg angesehene pietistische Theologe Johann Albrecht Bengel in seinen Schriften angedeutet, dass 1836 der Beginn des 1000-jährigen Friedensreiches Jesu sein könnte. Das befeuerte die Endzeitstimmung zusätzlich. Hinzu kam der in Theologie und Kirche um sich greifende Rationalismus: Die neue, rationalistische Liturgie in der Landeskirche zusammen mit einem entsprechenden Gesangbuch hatten alles gestrichen, was den pietistischen Kreisen wichtig war. Für sie war das ein weiteres Zeichen, dass die Kirche sich an den Zeitgeist verlor und deshalb das Ende nahegekommen sein musste.
Viele vom Pietismus und seiner Frömmigkeit bestimmten Leute wanderten aus, um in den Weiten Russlands, Amerikas oder gar im Heiligen Land den wiederkommenden Herrn Jesus zu erwarten. Die Wilhelmsdorfer allerdings wollten ihn in ihrer kleinen Siedlung erwarten.
Es wird erzählt, dass fromme Männer und Frauen des Dorfes ihre Mäntel in Erwartung des von Osten wiederkommenden Herrn an der Ostseite des Ackers aufhängten, damit sie, falls der Herr plötzlich wiederkäme, nicht erst nach Hause gehen müssten, um noch den Mantel zu holen. Sie konnten ihn sozusagen im Vorbeigehen mitnehmen (Vgl. Matthäus 24,18).