Heinrich Gutbrod (1907-2002)

Heinrich Gutbrod (1907-2002)

Heinrich Gutbrod war von 1960-1987 Vorsteher der Ev. Brüdergemeinde und zugleich bis zu seinem Ruhestand 1974 Leiter des Wilhelmsdorfer Gymnasiums mit seinen Mädchen- und Jungeninternaten. Er verstand sich immer als Brückenbauer zwischen Brüdergemeinde, Diakonie und bürgerlicher Gemeinde. Er übte in allen drei Bereichen Ämter aus und war so vielfältig als Christ engagiert.

Heinrich Gutbrod, in Kamerun geboren, war Sohn des Missionars Johannes Gutbrod. Dieser war bis zum 1. Weltkrieg als Missionar in Kamerun tätig und danach als Pfarrer in der Ev. Landeskirche Württemberg.

1932 kam Heinrich Gutbrod als Assessor ans Knabeninstitut nach Wilhelmsdorf. 1939 wurde die kirchliche Schule von den Nationalsozialisten aufgelöst und Gutbrod wurde von ihnen zum Leiter der öffentlichen Oberschule, wie sie sich jetzt nannte, eingesetzt. Über Gutbrods Verhältnis zum Nationalsozialismus in jenen Jahren wird bis heute diskutiert. Nach dem Krieg wurde die Schule ein Gymnasium für Jungen und Mädchen, die Gutbrod bis zu seinem Ruhestand leitete. Auch wenn Gutbrods Rolle im 3. Reich heute umstritten ist, haben ihm die Brüdergemeinde und auch die Zieglerschen sehr viele Fortschritte zu verdanken.

1960 wurde Gutbrod zum Vorsteher der Brüdergemeinde gewählt. In seiner Amtszeit wurde der Betsaal 1961 gründlich umgebaut: die Empore wurde entfernt, der Riemenboden wurde durch Parkett ersetzt, die rissigen Wände wurden verkleidet, der Altaraufbau wurde niedriger und auch Orgel und Beleuchtung wurden erneuert.

Außerdem erhielten 1963 die Frauen das Wahlrecht in der Brüdergemeinde und der Kindergarten in der Gartenstraße wurde erbaut. Der Vertrag mit der Landeskirche wurde 1971 neu geregelt und die Brüdergemeinde trat den Friedhof an die bürgerliche Gemeinde ab.

Heinrich Gutbrod war es stets wichtig, dass Wilhelmsdorf seine Mitte behält: den Kreuzpunkt auf dem der Betsaal steht, der diese Mitte gegenständlich symbolisiert. Hier steht auf dem Dach ein Lamm mit Siegesfahne und erinnert alle Welt daran, dass Jesus der Welt Sünde trägt, auch die Sünde eines Heinrich Gutbrods. Und vom Betsaaldach blasen vier Engel in alle vier Himmelsrichtungen die Posaune und laden die Menschen zum Gottesdienst ein.

Zum Gedenken an Heinrich Gutbrod gibt es im Jugendbegegnungszentrum und Ev. Gemeindehaus der Brüdergemeinde ein Gutbrodzimmer und die Gutbrodpreise an Gymnasium und Realschule.