Dieses alte Bett soll an Zweierlei erinnern: Die große Gastfreundschaft des Dorfes und die Idee sich auch den Armen und Notleidenden anzunehmen – ihnen einen Ort zum Leben und Schlafen zu bieten.
In der Bibel findet sich der Satz „Herbergt gerne“ (Römer 12,13) und so wollten die Christen in Wilhelmsdorf von Anfang an ein offenes Dorf für Gäste sein.
Es wird erzählt, dass bei besonderen Festen oder Sonntagen viele Menschen von auswärts zum Übernachten kamen. Das einzige Gasthaus “Zur Post” reichte da nicht aus.
Also räumten viele ihre eigenen Betten und nahmen Gäste auf, aber auch Notquartiere aller Art wurden reichlich gewährt. Als beispielsweise zur Einweihung des Betsaals 1828 beinahe mehr Gäste kamen, als das Dorf Einwohner hatte, räumten alle Einwohner ihre Häuser für die Gäste und schliefen selber auf dem Heuboden.
Da Jesus seine Jünger auffordert, sich Armer und Notleidender barmherzig anzunehmen, war das für die Wilhelmsdorfer eine Selbstverständlichkeit.
So wurde bereits 1830 das Hoffmannhaus als Hilfseinrichtung für viele Waisen gegründet. Die Korntaler Kinderheime sendeten die Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren hierher. 1833 kam eine Einrichtung „zur Besserung strafentlassener Frauen“, 1837 eine Säuglingsaufnahmestation dazu.
Im Jahr 1837 kam zudem August Friedrich Oßwald nach Wilhelmsdorf. Er war „Taubstummenlehrer“ und nach Anfängen in den Mädcheneinrichtungen des Waisenhauses gründete er mit seiner Frau 1838 ein Haus für taubstumme Menschen. Obwohl fast nicht finanzierbar, wurde diese Einrichtung immer weiter ausgebaut bis zur Arbeit mit Menschen mit einer Hör- und geistigen Behinderung.
Dazu entstand ein Internat für Jungen, das Knabeninstitut, und eine Schule für Mädchen, das Töchterinstitut. Viele Jahre später kam noch eine sogenannte “Trinkerheilanstalt” für suchtkranke Menschen und einiges mehr dazu.
Manche Arbeitszweige wurden später wieder eingestellt, andere entwickelten sich fort.
Aus diesen Anfängen Oßwalds wurden unter dessen Schwiegersohn Johannes Ziegler später “Die Zieglerschen Anstalten”, heute “Die Zieglerschen”. Das Kinderheim Hoffmannhaus blieb dagegen bis heute Teil der Korntaler Diakonie.
Mehr zur Geschichte der Zieglerschen finden Sie unter: Die Zieglerschen.
Und zur Geschichte des Hoffmannhauses unter: Hofmannhaus Wilhelmsdorf.