Die Bibel auf dem Nachttisch

Die Bibel auf dem Nachttisch

Die Bibel war den Siedlern genauso wichtig wie das tägliche Brot. Benedict Nimser und seine Glaubensbrüder in der Brüdergemeinde lasen viel darin und legten sie als Laien aus. Für sie war es ein Buch, durch das Gott in ihr Leben hineinsprach.

Nimser lernte die Bibel auf seiner Walz in Wädenschweil am Zürichsee bei einem reformierten Gerbereibesitzer kennen. Auf seiner dortigen Kammer lag erstmals eine Bibel. Er schrieb darüber:

„Ich hatte noch keine Bibel gesehen, wusste auch nicht, was in der Bibel war. Da dachte ich in meinem Herzen: Willst doch sehen, ob die zwei Verse vom Abendmahl auch drin stehen. Ich schlage die Bibel auf und komme zur Offenbarung. Alsbald gedachte ich: Ei, du hast schon einmal gehört, dass uns die Offenbarung ganz besonders verboten ist, jetzt willst sie doch lesen. Ich habe sie schier zweimal durchgelesen….“

In dieser Zeit war es Katholiken verboten, die Bibel zu lesen. Nimser bekam deshalb großen Ärger mit seinem Beichtvater. Doch davon ließ er sich nicht abhalten.

Auch die Brüder in Wilhelmsdorf lebten mit der Bibel: Als die Gemeinde 1847 Wilhelm Friedrich Thumm zum Vorsteher wählte, war dieser todkrank. Bruder Johann Martin Stanger suchte ihn auf, um ihm mitzuteilen: „Die Brüder sind bei mir und möchten, dass du das Vorsteheramt übernimmst!“ „Ja, wo denkt ihr hin? Wir passen zusammen, eine sterbende Gemeinde und ein sterbender Vorsteher! In ein paar Tagen könnt ihr mich auf den Friedhof hinaustragen,“ antwortete Thumm. „Du darfst nicht sterben, wir haben für dein Leben gebetet und Gott wird dich uns schenken!“ sprach Stanger darauf. Und wie in der Bibel versprochen (Jakobus 5,13ff), erlebten sie, dass Thumm wieder gesund wurde und das Amt des Vorstehers für über 30 Jahre (1847-1878) übernehmen konnte. Und auch die „sterbende Gemeinde“ erholte sich gut und existiert sowohl als Dorf als auch als Brüdergemeinde bis heute.

Die Brüder waren auch gern gesehene Gäste in den Gemeinschaftsstunden überall auf der Alb und machten sich regelmäßig auf “Brüderreise”, um dort den Menschen die Schrift auszulegen und ihnen den Glauben zu stärken. Im Gegenzug wurden die Wilhelmsdorfer mit Geld und Naturalien versorgt. In all den Nöten der ersten Jahrzehnte und auch später noch ist es bis heute selbstverständlich, immer wieder in die Bibel zu schauen und ihren Worten zu vertrauen.