Die Kolonisten der ersten Jahre, wie es Benedict Nimser einer war, lebten sehr einfach. Fleisch stand so gut wie nie auf dem Speiseplan. Aus der Zeit der allerersten Arbeiter ist überliefert, dass Bruder Gottlieb das Kochen für die Schar übernommen hatte, obwohl er es nie gelernt hatte.
Einmal kochte er Haferbrei. Er dachte, man müsse soviel Hafer einstreuen, dass er so dick sei, wie er ihn zu essen gewohnt war. Als der Brei dann weiter andickte, half bald kein Rühren mehr. Niemand vermochte den Rührstock mehr zu bewegen, er steckte bombenfest im Haferbrei und der Brei brannte an. Bruder Gottlieb war beinahe verzweifelt. Da kam ihm eine Idee. Er nahm den Topf vom Herd, kratzte alles heraus, was nicht angebrannt war. Mit Schmalz und Fett briet er es in der Pfanne an. Endlich rief er um 2 Uhr Mittags, zwei Stunden später als geplant, die arbeitenden Brüder zum Mahl. Voller Sorge beobachtete er die Mienen. Aber es schmeckte, denn Hunger erwies sich hier als der beste Koch.
Aus späterer Zeit (nach 1847) wird erzählt, dass der inzwischen sehr gebrechliche Johannes Laitenberger und seine Frau Rosine mit ihrem geistig behinderten Sohn zu den Armen des Dorfes gehörten. Der Vorsteher Thumm hatte aus der Armenkasse des Pfarrers Kapff Reis gekauft und Familie Laitenberger damit gut bedacht, in der Hoffnung, dass es so über den Winter reichen würde.
Eines Tages fragte er Rosine: „Rosine, wie geht es mit dem Reis, habt ihr ihn bald aufgebraucht?“ Rosine antwortete: „Oh nein, den Reis habe ich noch allen. Ich spare ihn auf für die Arbeitszeit im Frühjahr. Wir essen jeden Mittag Kohlraben (Steckrüben). Der Heiland hat uns einen großen Kohlrabensegen gegeben.“ Thumm, der dies nicht sehr gerne aß, schmunzelte und meinte: „Nun, dann werdet ihr doch jedes Mal ein Pfündlein Fleisch dazu haben oder du wirst gute Knöpfle zu den Rüben machen!“ „Oh, sie machen Spaß!“ rief Rosine. „Oh nein, wir haben nur Kohlraben, nichts davor und nichts dahinter. Aber ich schmälze sie ordentlich.“
Thumm konnte nur den Kopf schütteln und dachte bei sich, ob sie es wirklich schmälze mit Fett oder wie mancher Wilhelmsdorfer einfach nur Ingwer drüberstreute, dass es wie geschmälzt aussehe. Als er beim Nachbarn Johannes Glaser einmal vorsichtig nachfragte, ob es sich wirklich so verhalte, meinte dieser lachend: „So ist es. Erst gestern stand ihr geisteskranker Sohn vor dem Haus, schaute in die Wolken hinauf und sagte unwillig: „Ja, da soll man immer nur schaffen, und alle Tage nichts als Kohlraben!“.“
Die Bilder zeigen ein altes handgeschriebenes Wilhelmsdorfer Rezeptbuch mit einfachen Gerichten, ein Kaffeegeschirr (meist Malzkaffee) und ein Pfitzaufgeschirr (eine Schwäbische Spezialität).